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GESCHICHTE DER SOZIALEN HILFE MARBURG e.V.

Der Verein Soziale Hilfe Marburg e.V. (SHM) wurde 1985 von Mitarbeitenden des Psychiatrischen Krankenhauses Marburg gegründet. Anlass war damals die Feststellung, dass es allen Reformanstrengungen seit der Psychiatrie-Enquete zum Trotz nicht gelungen war, die Situation der chronisch psychisch Kranken auf den Langzeitstationen der psychiatrischen Krankenhäuser entscheidend zu verbessern.

Während die erste, von außen und in Kritik am stationären Krankenhausbereich eingeleitete Reformphase seit Beginn der 70er Jahre sehr schnell zum Aufbau von Wohnheimen, Übergangswohnheimen und therapeutischen Wohngemeinschaften geführt hatte, entstand die zweite Reformphase auch innerhalb der psychiatrischen Krankenhäuser und durchaus auch in Kritik an den unzureichenden neu geschaffenen außerklinischen Angeboten.

So waren von insgesamt ca. 480 Patienten des PKH Marburg 1985 trotz 15 Jahren Psychiatriereform noch ca. 200 sogenannte Langzeitpatienten, die damals auch "Pflegefälle" genannt wurden.

Die Gründung der Sozialen Hilfe Marburg durch Mitarbeitende des PKH Marburg wurzelte in der bewussten Übernahme von sozialer Verantwortung für diese Langzeitpatienten, die von der Reformbewegung bis dahin nur sehr wenig wahrgenommen wurden.

Entwicklung

Seit 1985 konnte die SHM zunächst das Betreute Wohnen, später 1987 eine Tagesstätte sowie 1990, 1993 und 1995 spezielle Wohnprojekte für chronisch psychisch kranke Menschen ausbauen.

In der Folge hat die SHM trotz mittlerweile stark veränderter Rahmenbedingungen viele weitere differenzierte Betreuungsangebote und Arbeitsprojekte abseits einer Mainstreamversorgung entwickelt und wir werden dies weiterhin tun.

Zielsetzungen

Zielsetzung der Vereinsarbeit war von Beginn an die Entwicklung adäquater, extrem niederschwelliger sozialer Hilfen. Zielsetzung war und ist die Vermeidung von Rehabilitationsdruck. Zielsetzung war und ist es, im Sinne einer „haltenden“ Beziehung akzeptierende, verlässliche und tragfähige Betreuungsbeziehungen zu errichten und im Wohnalltag, im Arbeitsalltag, in der Freizeitgestaltung und in Zeiten von Krisen und Konflikten eine Begleitung und Assistenz in professioneller und fürsorglicher Verantwortung zu bieten.

Grundlagen

Wir orientieren uns in unserer Arbeit an drei Grundprinzipien der Gemeindepsychiatrie:

  • Der Übernahme einer Versorgungsverpflichtung
  • Der vorrangigen Betreuung der Schwächsten oder Schwierigsten
  • Der Gewährleistung einer Betreuungskontinuität
Rahmenbedingungen Slide-1

Rahmenbedingungen

  • Wir sehen uns heute mit einer sich permanent verschärfenden Finanzsituation der öffentlichen Haushalte konfrontiert.
  • Wir erleben immer stärker ein Zurückdrängen der sozialen gesellschaftlichen Verantwortung für Kranke und Behinderte zugunsten einer zunehmenden Ökonomisierung.
  • Die Entwicklung neuer, spezieller und eventuell sogar teurer Versorgungskonzepte wird fast unmöglich.
  • Die bestehenden Strukturen werden durch massive Kürzungen, gravierende Erhöhung der Zugangsschwellen und durch einen immensen Reha-Druck auf die Kranken und Behinderten gefährdet.
  • Der sozialpolitisch sensible und für die Kultur einer Gesellschaft bedeutende Bereich des Umgangs mit kranken und behinderten Mitmenschen verkommt langsam aber sicher trotz aller verschleiernden Verlautbarungen mancher Kostenträger zu einem neoliberalen Marktgeschehen.
  • Man muss die Arbeit mit psychisch kranken Menschen aber als das begreifen, was sie ist, eine herausfordernde, schwierige, sehr dynamische und lebendige Beziehungsarbeit mit all ihren Facetten und nicht bloß eine reine markt- und finanzorientierte Dienstleistung.
  • Wir dürfen und werden nicht zulassen, dass in unserer Gesellschaft die soziale Verantwortung für die von uns betreuten Menschen durch die zunehmende radikale Ökonomisierung an den Rand gedrängt wird.
  • Wir unterstützen die von uns betreuten Menschen auch bei der rechtlichen Wahrnehmung ihrer Interessen.

LEITBILD

Wir, Vorstand, Mitglieder und Mitarbeitende der Sozialen Hilfe Marburg e.V., verpflichten uns, mit all unserem Wissen, unserer Tatkraft und unserer Phantasie, psychisch kranken Mitbürgern in ihrem sozialen Umfeld zu helfen.

Wir setzen uns dafür ein, die soziale Integration von psychisch kranken Menschen zu fördern, um ihnen ein weitgehend eigenverantwortliches und zufriedenes Leben zu ermöglichen.

  1. Welche Ideen und Werte leiten uns?
  • Wir begegnen einander mit Offenheit, Wertschätzung und Respekt.
  • Wir lernen mit und von den Menschen, die unsere Angebote nutzen, sie sind für uns Experten ihres Lebensweges.
  • Wir verstehen uns als professionelle BegleiterInnen mit fürsorglicher Verantwortung.
  • Wir geben Halt und gestalten gemeinsam Schutz- und Lebensräume.
  • Wir ermutigen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
  • Wir treten ein für Verständnis, Akzeptanz und Chancengleichheit.
  • Wir übernehmen Verantwortung für die Gestaltung und Verbesserung der psychosozialen Hilfesysteme.

 

  1. Wie arbeiten wir?
  • Wir respektieren die persönlichen Wünsche und Lebenspläne von psychisch kranken Menschen und berücksichtigen diese in besonderer Weise bei der Ausgestaltung der Hilfen.
  • Wir schaffen einen Rahmen für die Entwicklung von Selbstbefähigung und Eigenverantwortlichkeit.
  • Wir erbringen unsere Hilfen niedrig schwellig, direkt und zeitnah.
  • Wir errichten akzeptierende, verlässliche und tragfähige Betreuungsbeziehungen.

 

  1. Wie gehen wir miteinander um?
  • Wir sehen unser Leitbild als verbindliche Grundlage und Orientierung für unser Handeln.
  • Wir tragen ein hohes Maß an Verantwortung.
  • Wir betrachten Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit, persönliche Integrität und Offenheit als Grundlage guter kollegialer Zusammenarbeit.
  • Wir erreichen mehr, wenn wir zusammenarbeiten. Die Arbeit im Team wird gefördert und anerkannt.
  • Wir kommunizieren offen und ehrlich miteinander und teilen Informationen und Erfahrungen bereitwillig mit allen Kollegen.
  • Wir verhandeln Interessenkonflikte im Dialog und mit Weitblick. Unsere Lösungen müssen mit den Zielen des Vereins übereinstimmen.
  • Wir gehen verantwortungsbewusst mit öffentlichen Mitteln um. Der wirtschaftliche Erfolg ist ein dynamischer Prozess, den alle Mitarbeitenden durch konsequentes unternehmerisches Denken und Handeln mit gestalten.

 

  1. Wie sichern wir Qualität?
  • Wir haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und arbeiten aktiv an der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems.
  • Wir verbessern unsere Arbeit und Rahmenbedingungen kontinuierlich. Die Erfüllung und Weiterentwicklung inhaltlich hoher Standards stehen im Vordergrund.
  • Wir arbeiten in einem multiprofessionellen Team und bieten kompetente und professionelle Unterstützung.
  • Wir unterstützen unsere Mitarbeiteitenden dabei, eigene Ideen und Vorstellungen konstruktiv einzubringen und fördern die Teamarbeit.
  • Wir fördern die fachlichen und sozialen Kompetenzen unserer Mitarbeitenden. Gemeinsam arbeiten wir in einem Netzwerk des Wissens, der Erfahrung und des Lernens.

 

  1. Wir sind innovativ
  • Wir sehen es als wichtige Aufgabe an, innovative und zukunftsweisende Angebote und Modelle zur Betreuung und Versorgung von psychisch kranken Menschen zu entwickeln und zu erproben.
  • Wir setzen uns dafür ein, Versorgungslücken innerhalb unseres gemeindepsychiatrischen Verbundgebietes zu schließen.
  • Wir wollen dabei in Zukunft neue Ideen aufgreifen, innovative Projekte umsetzen, uns an der fachlichen Diskussion beteiligen und da präsent sein, wo Neues im Entstehen begriffen ist.